Wie aus Wolle Filz wird: "Eine sanfte und kraftvolle Arbeit"

 

Von Filzen und der Sinnlichkeit: Heidi Häringer stellt ihre Objekte erstmals aus

 

Sachsenried - "Filzen hat was Sinnliches", sagt Heidi Häringer. "Man muss mit ganz viel Gefühl arbeiten, sanft und gleichzeitig mit Kraft mit dem Material umgehen, und es erfordert viel Ausdauer." Viele Aspekte fallen der 44-jährigen Sachsenriederin ein, warum ihr das Filzen so gefällt. Und einige Ergebnisse dieser Arbeit möchte Heidi Häringer nun einem breiten Publikum in ihrer ersten Ausstellung präsentieren.

 

                          Das Protrait am Montag

 

Vor rund drei Jahren hat sie sich dieses Handwerk selbst beigebracht. "Es hat mich fasziniert, was man mit Wolle machen kann." Aus dieser Faszination heraus hat die gebürtige Murnauerin, die seit über 20 Jahren in Sachsenried lebt, auch nach dem Fachabitur eine Lehre als Handweberin in Peiting absolviert. Dieser Beruf hat ihr gut gefallen. "Doch leider kann man davon nicht leben", sagt die schlanke, rothaarige Frau mit dem sportlichen Kurzhaarschnitt.

 

Deshalb hat sie danach Erzieherin in Rottenbuch gelernt. Nachdem sie in diesem Beruf in Herzogsägmühle, Peißenberg und kurz im Kindergarten Schwabbruck gearbeitet hatte, widmete sie sich einige Jahre ganz der Erziehung der eigenen zwei Töchter. Heute sind Norena zwölf Jahre und Elena 16, und Heidi Häringer leitet den Waldkindergarten in Peiting. Den hat sie 1999 gegründet, nachdem sie eine Weiterbildung zur Waldpädagogin absolviert hatte. "Mir ist wichtig, die Kreativität und Sozialkompetenz der Kinder zu fördern, und das geht in der Natur am besten", sagt die 44-jährige.

 

Und sie macht gute Erfahrungen mit dem Waldkindergarten: "Die Kinder sind total ausgeglichen, ruhig, können sich gut konzentrieren, und ich denke, es ist eine gute Grundlage für die Schule." Die Buben und Mädchen seien zudem besonders teamfähig. "Waldpädagogik betrachte ich auch als Kunsterziehung", sagt Häringer. Die Kinder würden lernen, genau hinzusehen und wahrzunehmen. Und die Erzieherin kann mit ihnen kleine Kunstwerke schaffen - aus Naturmaterialien oder auch aus Filz. "Wir machen zum, Beispiel Filzbälle oder Blumen für Muttertag. Das macht den Kindern viel Spaß". Schließlich dürften die Kleinen mit Wasser matschen, und zudem habe man beim Filzen meistens schnell einen guten Erfolg. Deshalb findet die Sachsenriederin das Filzen auch als Therapie geeignet für kranke Menschen, aber auch eine schöne Beschäftigung für Gesunde.

 

            Spannendes Experiment

 

Außerdem sei das Filzen ein spannendes Experiment," weil je nach Behandlung der Wolle oder deren Qualität sie völlig unterschiedlich verfilzen oder schrumpfen kann", so die Handwerkerin. Der Künstler könne ähnlich wie beim Malen viel mit Farbe arbeiten, und zudem verschiedene Materialien einarbeiten. Davon zeugen auch Filzbahnen, die in ihrem Haus an den Wänden hängen und in die Heidi Häringer zum Beispiel Steine, Holz und Seide eingearbeitet hat. Sie lässt sich von der Natur inspirieren, von Farben und Formen, die sie im Wald oder auf Spaziergängen entdeckt.

 

Denn nicht nur beruflich hält Heidi Häringer sich viel draußen auf, auch privat geht sie oft raus in die freie Natur. Außerdem reist sie gerne, hauptsächlich nach Griechenland, aber auch nach Umbrien, Frankreich und in die Toscana.

 

bs   Schongauer Nachrichten vom 11. April 2005