Dorfkultur - was ist das?

Die meisten Bürger unseres Landes bringen Kultur wohl zunächst mit Kunst in Verbindung. Sie denken an den aufwendigen Kulturbetrieb, wie wir ihn in den Städten erleben. Sie denken an Theater, Konzerte, Ausstellungen, Bibliotheken, aber auch an Kleinkunst und Kabarettveranstaltungen. Vielfach wird Kultur (lat. "colere" = hegen, pflegen, bebauen) als Angebot zur Freizeitgestaltung verstanden, das konsumiert werden kann und soll

Auf dem Dorf denken wir bei Kultur eher an Begriffe wie Kulturlandschaft oder Baukultur. Hier bringen wir mit Kultur mehr die Ergebnisse täglicher Arbeit in Verbindung. Damit sind wir bei einem wesentlichen Unterschied, der klar macht , wodurch sich die Dorfkultur von der Stadtkultur abhebt: Dorfkultur ist mehr der Ausdruck einer aktiven Gestaltung des Lebensumfeldes. Sie ist aktive Lebensgestaltung durch die Dorfbevölkerung, durch die Menschen im ländlichen Raum in Bereichen wie Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Gemeinschaftsleben, oder kurz gefasst: DORFKULTUR ist Aktivkultur im Gegensatz zur Angebotskultur!

Kultur ist auch der Umgang des Menschen mit der Schöpfung, das Ergebnis: unsere Kulturlandschaft! Die älteste Form ist dabei die Agrikultur, das Ergebnis jahrhundertelanger Kultivierung des Bodens.

Kultur ist auch der Umgang mit sich selbst und mit den anderen. Zur Kultur gehört nämlich auch, wie wir unser Leben miteinander bewältigen und wie freundlich und ehrlich wir zueinander sind. Wie gut wir zusammen arbeiten und Meinungsverschiedenheiten austragen, wie stark wir uns für die Gemeinschaft engagieren und - wie wir gemeinsam feiern.

Kultur basiert auch auf Werten und Überzeugungen. Wir können auf einen verbindlichen - und damit auch verbindenden - Wertekonsens nicht verzichten. Ein freiheitlich-demokratischer Staat baut auf Werten auf, die er selbst nicht hervorbringen kann, ohne die aber ein friedliches Zusammenleben der Menschen in Sicherheit, Freiheit und Menschenwürde auf Dauer nicht möglich ist.

Die Stärke unseres Ortes liegt in der Vielfalt. Es gilt nun, unseren Raum für die Anforderungen der Zukunft zu rüsten. Eine nachhaltige Entwicklung, nicht Stillstand ist das Ziel. Die Idealvorstellung der Zukunft ist wohl eine Synthese aus der Bewahrung eigenständiger Strukturen und der Entwicklung zu marktorientierten, aber standortgerechten und naturverträglichem Wirtschaftsstandort mit hoher Lebensqualität. Die kulturelle Vielfalt ist deshalb unser wertvollster Besitz. Sie ist gewachsen aus ihrer historischen und geographischen Identität; sie findet Ausdruck in Sprache und Geschichte, in der Landschaft  und im Brauchtum.

Zu unserer kulturellen Zukunft gehört es auch, kulturelle Initiativen zu ermutigen und zu fördern. Hierfür  müssen jedoch die Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine nachhaltige Entwicklung der Dorfkultur ermöglichen.

 

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