Die Mädels auf dem Vormarsch

 

Feinmechanikerin Christine Sporer-Zwick ist mit verkürzter Ausbildungszeit Innungssiegerin geworden

 

Schwabsoien - "Die Christine hat sogar in der Badewanne mit dem Lehrbuch gesessen, um sich den umfangreichen Stoff einzupauken." Michael Scheuerer, Ausbildungsleiter der Firma Kögel Zerspanungstechnik, ist voll des Lobes über einen seiner Schützlinge. Die junge Frau hat jetzt nicht nur ihren Gesellenbrief für Feinwerkmechanikerin (mit Schwerpunkt Maschinenbau) erhalten, sondern ging in diesem Jahr als Innungssiegerin von 32 Auszubildenden der Feinwerkmechaniker hervor.

 

Über 20 Jahre lang hat Christine Sporer-Zwick als Textilmaschinenführerin in einer Strumpffabrik gearbeitet. Mit einem Schlag kam das Aus für die jetzt 39-Jährige. "Resignieren oder gar aufgeben kam für mich nicht in Frage, ich wollte einfach zeigen, dass ich auch etwas Neues anpacken kann." Und sie packte es an, wobei sie eine gute Unterstützung von der Agentur für Arbeit erhielt.

 

27 Monate dauerte die verkürzte Ausbildung für die ehrgeizige Frau, während ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen 42 Monate für die reguläre Ausbildung benötigten. "Ich bekam sehr viel Hilfe durch meinen Ehemann, der Arbeiten des Haushaltes übernahm, die eigentlich von mir getätigt werden sollten", erzählt Christine, die dabei eine Fräsmaschine einrichtete, als hätte sie nie etwas anderes getan.

 

Annelies Kögel von der Geschäftsleitung sieht die Mädels in früheren reinen Männerberufen auf dem Vormarsch. Sie zeigt sich nicht ohne Stolz, dass eine weitere Mitarbeiterin der Firma den Gesellenbrief mit Bravour geschafft hat. Nadine Rieger aus Rott hat mit Christine die Ausbildung druchlaufen und ebenfalls ihre Gesellenprüfung mit Erfolg abgelegt. Die 21-Jährige zeigt sich dabei sehr selbstbewußt auf die Frage, wie die Frauen von den Männern akzeptiert werden: "Die haben wir schon im Griff!" lautet die Antwort kurz und bündig.

 

Nadine Rieger wurde von ihrem Ehemann Jürgen für diesen Berufszweig begeistert und bereut in keiner Weise diesen Entschluss. "Voll gut", so treffend von ihr beschrieben.

"Mädchen sind sehr ehrgeizig und überaus genau", beschreibt Annelies Kögel die Eigenschaften der Auszubildenden. Dabei erwähnt sie die sinnvolle Einrichtung des "Girl's Day", an dem interessierte Mädchen einen Schnuppertag in der Firma verbringen können.

 

Auch Juniorchef Markus Kögel bestätigt das hervorragnde technische Verständnis der beiden frischgebakenen Gesellinnen beim Einlesen von Fertigungszeichnungen und beim Entwickeln von CNC-Programmen.

 

Quelle: Hans-Helmut Herold  Schongauer Nachrichten, März 2008