"Brauchen gesunde Landwirtschaft"

 

Von Rosi Geiger

 

Sachsenried - Vom Küchenfenster aus kann Wolfgang Scholz seinen Blick über die Alpenkette, den Hohen Peißenberg und somit über weite Teile des Landkreis Weilheim-Schongau schweifen lassen. "Diese Kulturlandschaft gilt es zu erhalten, und dazu brauchen wir eine gesunde Landwirtschaft", meint der Sachsenrieder.

 

Dafür möchte sich der neue Kreisobmann des Bauernverbandes einsetzen, und so kann man ihm nur wünschen, immer den Überblick zu behalten. Nachdem es für die Landwirte im Landkreis Weilheim-Schongau wenig Alternativen gibt, ist die Milch zentrales Thema. Milchpreis, Quote und Kontrolldschungel sind Brennpunkte, mit denen sich der Bayerische Bauernverband (BBV) auf Kreisebene intensiv beschäftigt, zumal die neue Bewegung "Bund deutscher Milchviehhalter " (BDM) mit einer Zugehörigkeit von etwa drei Viertel aller Milchbauern auf Kreisebene zu den stärksten in ganz Deutschland zählt.

 

"Welche Wege nach Rom führen, möchte ich nicht bewerten", meint Wolfgang Scholz, der selbst Mitglied im BDM ist, und jedem Aktiven, egal ob beim BBV oder BDM seinen Respekt zollt.

 

"Es kann aber nicht sein, dass Uniformierte oder Verbandskritiker davon sprechen, der BBV habe für die Milchviehhalter nichts getan", wehrt er sich gegen Vorwürfe und möchte das Bewusstsein für die vielfachen Leistungen und politischen Errungenschaften des Berufsverbandes bei seinen Bauern wieder stärken.

 

Erster großer Schritt dazu soll eine Urabstimmung bei allen Milchlieferanten im Landkreis zur Quote sein. "Sollte sich die Quote weiter öffnen, bekommen wir eine zunehmende Konzentration auf Optimalstandorte, und das kann für unsere Kulturlandschaft nicht das Ziel sein", erläutert der 41-Jährige. Deshalb ist er persönlich auch für den Erhalt der Milchquote.

 

2200 Mitglieder zählt der Bauernverband im Landkreis Weilheim-Schongau. Unter drei Kandidaten konnte sich Wolfgang Scholz bei der Wahl in Forst zum Nachfolger von Rudolf Deschler durchsetzen.

 

Mit dem neuen Team möchte sich der Kreisobmann für den Bürokratieabbau einsetzen, den Kontrolldschungel entflechten oder auch den geplanten Veränderungen bei der Erbschaftssteuer entgegenwirken.

 

Persönlich schwebt dem großen, schlanken Mann noch ein weiteres Ziel im Kopf, nämlich den Landkreis zur gentechnikfreien Zone zu machen. Dazu möchte er den Verbraucher ins Boot holen und mit Organisationen wie "Weilheim-Schongauer-Land zusammenarbeiten.

 

In dem 400 Einwohner zählenden Sachsenried gibt es derzeit noch 10 Milchlieferanten, die durch ihr Engagement großen Anteil am Dorfleben haben. Auch Wolfgang Scholz ist im Gemeinderat und in der Vorstandschaft zur Dorferneuerung aktiv. Den 52 Hektar umfassenden Grünlandbetrieb mit 55 Kühen plus Nachzucht bewirtschaftet der Diplom-Landwirt größtenteils alleine. Ehefrau Monika ist als Bankkauffrau berufstätig, steht aber voll hinter dem Hof.

 

Zur besseren Arbeitsorganisation wurde über viele Jahre Drogentherapie auf dem Bauernhof angeboten, deren Erfahrungen die Familie nicht missen möchte. Inzwischen sind die vier Kinder in einer Entwicklungsphase, in der diese zusätzliche Belastung zu groß wurde. Da es nur ein "leistungsbezogenes Taschengeld" gibt, haben der 16-jährige Josef, die 15-jährige Anna, der 13-jährige Johann und die zehnjährige Maria selbst ihre Mitarbeit angeboten und damit dem Vater den Rücken für das Ehrenamt gestärkt.

 

Wolfgang Scholz sieht sein Engagemnet als Kreisobmann auch in der Erhaltung eines lebendigen Dorfes. "Ich möchte am Sonntag nach der Kirche mit Kollegen fachsimpeln können", bringt er es auf den Punkt. Auch in Zukunft möchte er mit ruhigem Gewissen seinen Blick über die Kulturlandschaft des Alpenvorlandes schweifen lassen können.

 

 

Schongauer Nachrichten vom 16. Mai 2007

 

 

 

Quelle:

 

Schongauer Nachrichten